Streaming ist heute echt schlimmer als Kabelfernsehen

„Du würdest doch kein Auto klauen.“

Wer kann sich noch erinnern? Diesen Satz hab ich als Teenager früher echt oft gehört. Er lief auf VHS-Werbungen, dann auf DVDs, ein dramatisches Musikbett darunter, eine ernste Stimme, die uns warnen wollte: Piraterie sei ein Verbrechen. Blubb Blubb.

Damals hatte das eine gewisse Wirkung. Heute? Heute wirkt’s fast schon wie ein schlechter Witz.

Ich zahle monatlich für vier Streamingdienste. Lasst euch das bitte auf der Zunge zergehen. 50 Euro im Monat. Und trotzdem sitz ich oft vorm Bildschirm, genervt, weil genau der eine Film, auf den ich grad Bock habe, natürlich nirgends verfügbar ist. Oder nur bei einem Dienst, den ich nicht habe. Eh, klar. Oder in einer Region, in der ich nicht wohne.

Streaming sollte einst das bessere Fernsehen sein. Bequem, fair, transparent. Aber was wir bekommen haben, ist ein unübersichtlicher Dschungel voller Abo-Fallen, rotierender Inhalte und plötzlich gelöschter Serien. Es ist das alte Kabelfernsehen, nur mit besserem Interface und höheren Preisen.

Und dann das Passwort-Theater. Werbung trotz Bezahlabo. Serien, die mitten in der Handlung verschwinden. Ich hab irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft ich gedacht hab: Okay, dann halt wieder runterladen. Dabei will ich das gar nicht. Wirklich nicht. Aber das System zwingt einen förmlich dazu.

Musik hat’s uns doch vorgemacht: Streaming kann funktionieren. Es kann fair sein. Einfach. Und zugänglich.

Wenn die Studios wirklich was gegen Piraterie tun wollen, sollten sie vielleicht mal drüber nachdenken, ob sie nicht selbst ein großer Teil des Problems sind. Was wäre, wenn das Problem nicht bei den Nutzern liegt, sondern bei denen, die uns das Erlebnis so schwer wie möglich machen?

Empfehlung: Schaut euch unbedingt das YouTube-Video von RAISED zu diesem Thema an. Absolut sehenswert.